Es fällt mir nicht leicht, aber es muss raus: ich gehöre zu den Warmduschern, Schattenparkern und Bananenschälern unter den Frühstückern. Ja, liebe Leserinnen und Leser, ich bin Süßfrühstücker. Ein richtiges Sonntagsfrühstück besteht für mich vor allem aus Brötchen (bevorzugt Nussbrötchen), Butter und allerlei Süßkram, den ich mir leidenschaftlich aufs Backwerk schmiere. Dazu ein schönes Käffchen (natürlich mit Milch), gerne auch ein gekochtes Ei (weich, wen wundert’s) – fertig ist die sonntägliche Morgenwonne. Blöd allerdings, wenn man Kollegen wie Herrn Wallbillich hat. Dann droht aus der Schlacht am Aufstrichbuffett halbfröhliches Eiswürfellutschen zu werden. Aber nicht mit mir. Ich habe Internet und zögere nicht, es einzusetzen!

Die Aufgabe ist klar: Frühstück mal anders, Frühstück frei von. Vor allem frei von – so will es Andreas – Laktose, Fruktose, Gluten, Histamin und Nüssen. Aber hoffentlich mit Geschmack. Das ist doch sicher machbar. Vor dem Einkauf ist zunächst Recherche angesagt. Worin versteckt sich überhaupt das ganze Teufelszeug, das Herr Wallbillich von meinem Frühstückstisch verbannen will. Unter Nüssen kann ich mir etwas vorstellen. Nüsse sind vor allem in Nüssen. Und in meinem Lieblingsbrötchen vom Markt. Verdammt. Walnuss-Brötchen, adieu. Kein Problem, gibt ja genug anderes Backwerk. Moment mal, Gluten… da war doch was? „Klebereiweiß“ sagt Wikipedia. Und: „Wenn Wasser zu Getreidemehl gegeben wird, dann bildet das Gluten beim Anteigen aus dem Mehl eine gummiartige und elastische Masse, nämlich den Teig.“ Ich sage: auf Wiedersehen, Backwerk, see you next sunday.

Weiter geht’s: Fruktose. Logisch, die ist in Früchten. Also vermutlich auch in meiner heißgeliebten Erdbeermarmelade von Muttern. Moment, was muss ich lesen, die versteckt sich auch im Honig?! Ungerechte Welt. Aber halb so schlimm, mir fehlt – Gluten-Verzicht sei Dank – sowieso die Unterlage. Laktose, das weiß ich, ist Milchzucker. Was ich außerdem weiß: es gibt laktosefreie Milch. Der Backofen-Vorheizer-Morgenkaffee ist also gesichert. Hurra! Jetzt gilt es noch Histamin zu recherchieren. Als Heuschnupfen-Geplagter erinnere ich mich, dass der Stoff für allergische Reaktionen im Körper verantwortlich sein soll. Außerdem habe ich im Kopf, dass Rotwein für Histamin-Intolerante eher ungünstig ist. Halb so schlimm, kein Bier vor vier, weiß der Volksmund. Für Wein gilt dasselbe. Trotzdem kurz die Suchmaschine anwerfen und realisieren: frische Lebensmittel sind (meistens) gut, reife und gereifte Lebensmittel (oft) schlecht.

Puh, und jetzt? Jetzt muss ich mir aus den recherchierten Informationen ein vollwertiges Frühstück rund um mein laktosefreies Käffchen basteln. Einen Joker hat mir Andreas zugestanden: einer der fünf frei-von-Stoffe darf auf meinen Frühstückstisch. Ich entscheide mich für die Fruktose. Das Zutaten-Puzzle kann losgehen. Als digital-immigrierter Onliner mit EDV-Führerschein (Stufe 1) weiß ich mir zu helfen. Schnell finde ich die Website mitohnekochen.com. Perfekt! Einfach die Mahlzeit sowieso die gewünschten bzw. nicht-gewünschten Stoffe auswählen und zack: Rezepte, Rezepte, Rezepte! Einen – auf der Hand liegenden Haken – hat die Sache allerdings: wenn man zu viele Stoffgruppen ausschließt, bleibt nicht viel übrig. Merci, Wallbillich. Ich entscheide mich gegen gekochten Holundersaft, selbstgemachte Mandelmilch, den „Melonen-Wahn-Smoothie“ und für das einzig verbliebene warme Frühstück: Polentaschnitten süße Variante. Es ist zwar kein Bild dabei, aber das klingt doch lecker! Ich recherchiere noch etwas weiter und finde bei chefkoch.de einen laktose-, gluten- und sogar sojafreien (ha!) Chia-Pudding mit Äpfeln und Zimt. Dieses Rezept hat ein Bild. Ich gehe trotzdem einkaufen.

Machen wir’s kurz: der Einkauf in Bio- und Supermarkt ist schnell erledigt. Gute Vorbereitung ist alles. Am Sonntagmorgen stehe ich früh auf und während sich meine Freundin noch ein- bis zweimal im Bett umdreht, wird in der Küche, na ja, gezaubert.

Da sich auf unserem Blog andere um die Rezepte kümmern, erspare ich dem geneigten Leser nun detaillierte Beschreibungen wie aus Maisgrieß Polenta wurde, die Äpfel ihr Gehäuse verloren oder sich Kokosmilch, Chia-Samen und Apfelmus zu einem durchaus nahrhaften Brei verbanden. Die Rezepte sind oben verlinkt. Was ich allerdings nicht unterschlagen will: es war lecker! Bei der Bewertung des Chia-Puddings gingen die Meinungen am Frühstückstisch etwas auseinander (sprich: ich habe die Portion meiner Freundin ebenfalls gegessen), aber „Polentaschnitten süße Variante“:  super! Meine Walnussbrötchen und ihre Aufstrichbegleiter habe ich nicht vermisst. Beim letzten Löffel schoss mir dann allerdings ein Gedanke durch den Kopf: „VERDAMMT, ROSINEN! Diese kleinen, schrumpeligen Ex-Weintrauben werden doch wohl wirklich histaminfrei sein…?!“ Computer hochgefahren, Freund Google bemüht, Erleichterung: die Forschungs- und Suchergebnisse sind zumindest zweideutig. Oder auch: manche sagen so, andere so. Ich finde, ich habe meine Challenge bestanden. Und jetzt geht’s an den Abwasch. Der ist heute dann nämlich doch um einiges umfangreicher als an normalen Sonntagen.