Ich gebe zu, mich haben sie anfangs auch geködert. Es ist aber auch verlockend: So viele Nährstoffe und Vitamine, viel mehr als in den üblichen Lebensmitteln. Nur ein bisschen davon in die tägliche Ernährung integrieren und schon lebt man so viel gesünder! Klar, das Ganze hat auch seinen Preis, aber was soll’s, es ist ja auch Superfood!

Klar, die Rede ist von Chia, Goji, Quinoa, Matcha und Co. Was bei uns seit einigen Jahren den Lebensmittelmarkt erobert, ist in anderen Kulturen Asiens oder Südamerikas seit Jahrtausenden auf dem Speiseplan. Toll, dass Europa jetzt auch entdeckt hat, welche Wunder diese Lebensmittel vollbringen können. Oder?

Die Superkraft hat ihren Preis

Inmitten des Hypes um die so genannten Superfoods wird auch immer wieder Kritik laut. Denn Acai und Konsorten sind keine heimischen Pflanzen, sondern wachsen hauptsächlich in den bergigen Regionen Südamerikas oder Asiens. Bis die Superkräfte also bei uns ankommen, müssen sie einen ganz schön weiten Weg zurück legen. Die Öko-Bilanz der Früchte und Samen fällt deshalb häufig alles andere als positiv aus. Gleiches gilt für die Qualität und Natürlichkeit der Produkte: Zwar kommen die meisten Superfoods in getrockneter Form oder als Pulver bei uns an, Avocados oder Papayas, die aufgrund ihres Mineralstoff- und Vitamingehalts aber ebenfalls als Superfood gelten, müssen erst mal haltbar gemacht werden. Und während viele Produkte wie Chia oder Amaranth vor einigen Jahren nur in ausgewählten Reformhäusern zu einem saftigen Preis zu erhalten waren, findet man sie heute in beinahe jedem Discounter oder Supermarkt um die Ecke.

Regionale Alternativen

Das gibt einem zu denken und es stellt sich die Frage, ob es nicht auch heimische Lebensmittel mit Superkräften gibt. Und siehe da, bei genauerem Hinschauen findet sich tatsächlich einiges, was mit den Wundermitteln von ganz weit weg mithalten kann:

  • Chia-Samen dienen vor allem Veganern häufig als Ei-Ersatz aufgrund der Bindefähigkeit. Geht es jedoch rein um den Eiweißgehalt und die Omega-3-Fettsäuren, so erfüllen Leinsamen denselben Zweck.
  • Goji-Beeren stehen schon seit längerem unter der strengen Beobachtung von Lebensmittelkontrolleuren, weil immer wieder hohe Anteile an Pestiziden gefunden werden. Warum nicht lieber schwarze Johannisbeeren verwenden? Die können nämlich alles, was die exotischen Beeren auch können!
  • Ähnliches gilt für Acai-Beeren, die hier häufig nur gefriergetrocknet oder in Form von Pulver zu erhalten sind. Heidelbeeren dagegen sind frisch, geben einer Mahlzeit eine ähnlich intensive Farbe und sind auch noch gesund!
  • Weizengras wird vor allem für seinen hohen Chlorophyll-Gehalt gefeiert. Andere grüne Gemüsesorten wie Brokkoli oder Grünkohl enthalten aber ebenso den grünen Blattfarbstoff und sind auch im Winter frisch auf dem Markt zu erwerben.
  • Quinoa ist vor allem bei Personen mit Glutenintoleranz beliebt. Herkömmliche Getreidesorten sind deshalb kein guter Ersatz für die Betroffenen. Alle anderen können aber problemlos auf Dinkel oder Grünkern zurückgreifen.

Die Auswahl an heimischen Produkten ist also gar nicht mal so schlecht und exotische Superfoods auf keinen Fall alternativlos. Deshalb versuche ich inzwischen, meine Vitamine und Nährstoffe wieder aus den Sachen zu bekommen, die ich auf dem heimischen Markt erhalte. Natürlich gelingt das nicht immer (besonders im Winter fällt das ganz schön schwer), aber der Wille zählt!

Wie steht ihr zu diesem Thema?