Julia Koch ist 25 Jahre alt, ehemaliges Model, frisch gekürte „Sexiest Vegan 2015“ und Talkgast auf der veggie & frei von. Am Messesamstag, 21. November, 14.30 Uhr, steht sie auf der Seitz glutenfrei Bühne Rede und Antwort zum Thema „vegane Mode“. Der Welt der High Fashion hat sich das Foto- und Laufstegmodel im Jahr 2011 entzogen, um ihrer Leidenschaft zu folgen und Landwirtschaft zu studieren. Zwei Jahre später gründete die 25-Jährige zusammen mit dem Fotografen Eric Mirbach das internationale Printmagazin Vegan Good Life, das auf Deutsch und Englisch erscheint und sich mit den schönen Dingen des veganen Lebens beschäftigt – Lifestyle, Reise, Kunst und Design. Im Juli dieses Jahres wurde Julia von PETA zum „Sexiest Vegan 2015“ gewählt. Auf ihrem Blog Times They Changin’ bloggt die studierte Agrarwissenschaftlerin regelmäßig über persönliche Erfahrungen, Tipps und Tricks im Bereich vegane Mode, Reisen und Beauty. Wir haben uns vorab bereits mit ihr unterhalten.

 

Wenn ich „vegan“ höre, dann denke ich zunächst einmal ans Essen. Was hat vegan mit Mode zu tun?

Veganismus ist für viele (und auch für mich) ein ganzheitlicher Lebensstil, der nicht nur das Essen betrifft, sondern sämtliche Lebensbereiche. Für Mode werden häufig tierische Materialien wie Wolle, Leder, Seide, Pelz, sowie Knöpfe aus Horn verwendet – und für all diese Produkte müssen die Tiere genauso leiden wie im Lebensmittelbereich. Deshalb achte ich auch beim Kauf von Kleidung, Schmuck, Schuhen und Handtaschen, dass sie garantiert frei von tierischen Stoffen sind. Im Laufe der Jahre haben Designer und Labels ganz tolle Stoffe entwickelt, die tierischen Materialien in nichts nachstehen. Außerdem sind diese veganen Stoffe auch häufig umweltfreundlicher, ein doppelter Gewinn also.

Wieso liegt dir das Thema vegane Mode so sehr am Herzen?

Ich finde, dass Mode ein wichtiger Bestandteil der westlichen Welt und unserer Gesellschaft ist. Mode erfüllt nicht nur praktische Bedürfnisse wie Schutz vor Wind und Wetter, sondern drückt auch aus, wer man ist, wie man sein möchte oder welche Aussage man nach außen tragen möchte. Leider gehört zu all diesen positiven Begleitumständen auch eine sehr dunkle Seite der Modeindustrie. Nicht nur Tiere, sondern auch Menschen müssen für unsere Textilien herhalten und nicht zuletzt mit ihrem Leben bezahlen. Durch vegane und nachhaltige Mode kann man zumindest die allergrößten ethischen Probleme umgehen und dabei genauso gut aussehen wie mit konventioneller Mode.

Wenn ich vegane Mode kaufen will, muss ich dafür immer in ein Spezialgeschäft? Wer bietet vegane Mode an?

Nein, man muss ganz sicher nicht in ein Spezialgeschäft, um vegane Mode zu kaufen. Man muss ja zuerst festhalten, dass vegan nicht gleichzeitig nachhaltig oder fair bedeutet. Auch große Modehäuser wie H&M oder Zara haben sehr viele vegane Kleidungsstücke, die dann aber nicht gleichzeitig biozertifiziert oder fairtrade sind. Möchte man aber Mode tragen, die nicht nur tierfrei, sondern auch umweltfreundlich und sozial verträglich produziert ist, ist die Auswahl zweifelsohne sehr viel kleiner. Dann empfehle ich in größeren Städten nachhaltige Boutiquen (manche von ihnen sind auch zusätzlich noch vegan) oder Online-Shops.

Hast du ein paar Tipps, wie ich vegane Mode erkenne?

Produkte, die Leder enthalten, sind oft als vermeintliches Qualitätsplus gekennzeichnet und leicht zu erkennen. Ein Blick ins Etikett verrät dann außerdem, ob das Kleidungsstück Wolle oder Seide enthält. Aber Achtung: Es gibt verschiedene Arten von Wolle, die unter Umständen anders benannt werden können, zum Beispiel Angora oder Alpaca.

Nicht gekennzeichnet werden müssen Echtpelzbesätze an Winterjacken oder Bommelmützen, da hilft nur ein geschulter Blick: Tierhaare bewegen sich filigraner und leichter im Wind als Kunstpelz. Auch hilfreich ist der beherzte Test mit dem Feuerzeug: Tierhaare riechen beim Verbrennen wie menschliche Haare, Kunstpelz nach verschmorten Plastik. Dies aber bitte ausschließlich bei Produkten ausprobieren, die man bereits besitzt! Alternativ kann man auch die Haare auseinanderziehen und sich den Untergrund genau anschauen, Kunstpelz sitzt oft auf einer Art gewebtem Stoff, der eindeutig von Haut zu unterscheiden ist.

Ich denke, am schwierigsten sind die Knöpfe, da hier auch oft die VerkäuferInnen nicht genau Bescheid wissen. Im Zweifel muss man leider das Label direkt anschreiben und fragen oder sich in einem veganen Laden bzw. Online-Shop umsehen. Aber ganz wichtig: Kein Stress, wichtig sind die kleinen Schritte, das große Ganze kommt von ganz alleine.