Er ist Kochlehrer, Kochbuchautor, Surfer und leidenschaftlicher Gemüsegärtner: Sebastian Copien.
Bereits im vergangenen Jahr hat er sich mit seinem traumhaften Rote-Beete-Risotto in die Herzen der veggie & frei von Besucher sowie der unserer Journalisten gekocht.
Auch im Jahr 2016 ist der charmante Münchner wieder mit von der Partie! Als kleinen Vorgeschmack auf sein Programm im November sprachen wir mit ihm über die leckersten Gemüsesorten, die der Winter zu bieten hat, das bunte Event-Angebot in seiner Kochschule sowie den größten kursierenden Irrtum der veganen Lebensweise. Viel Spaß!
Sebastian, wir beginnen das Interview mit vermutlich der Frage, die dir jeder zunächst stellt. Was hat dich dazu bewogen, deine Ernährung auf vegan umzustellen?
Ich war von klein auf schon immer interessiert am Thema Essen und Kochen und immer gern mit in der Küche dabei – wo und wann auch immer gekocht wurde. Als ich mein erstes Gericht selbst zubereitet habe, war ich 12 Jahre alt. Seitdem hat mich das Kochen nicht mehr losgelassen.
Es gibt für mich nur wenige Dinge, die mich so glücklich machen, wie hinterm Herd zu stehen. Mit allen Sinnen neue Gerichte zu entwickeln und meine Erfahrungen an interessierte Menschen weiterzugeben – dafür brenne ich. Etwas mit Herz und Leidenschaft zu kochen und danach zu sehen, wie sehr die Gäste das Ergebnis zu schätzen wissen und eine tolle Zeit beim Essen haben, ist einfach super!
Ich habe früher viel Fleisch gegessen und auch beruflich damit gekocht. Dann habe ich angefangen, mich mit vegetarischer und veganer Ernährung zu beschäftigen und dabei entdeckt, dass so viel mehr in der pflanzlichen Küche steckt, als man denkt. Es erwarten einen eine unglaubliche Vielfalt an Farben, Formen und Geschmäcken, die einfach Freude machen und Kraft geben.
Meinen Zugang zur veganen Küche habe ich nicht durch gesundheitliche oder ethische, sondern durch handwerkliche Aspekte gewonnen. Die vielen Möglichkeiten haben mich total inspiriert. Es hat mich fasziniert, ohne tierische Produkte unglaubliche Kreationen auf Teller zaubern zu können.
Nach diesem Schritt habe ich mir irgendwann die Frage gestellt, ob ich die Tiere, die ich dauernd esse, selbst schlachten könnte. Die Antwort war mir schnell klar. Da ich es selbst nicht tun könnte, habe ich meine Konsequenzen gezogen und meine Lebensweise umgestellt.
Wie hat München darauf reagiert, als du dort deine vegane Kochschule eröffnet hast? Hattest du es in der „Hochburg der Haxe und des Brathendls“ anfänglich nicht sehr schwer?
München hat super darauf reagiert! Meine veganen Kochkurse wurden von Anfang an sehr gut angenommen. Das hat aber auch sicherlich damit zu tun, dass ich schon jahrelang Kochkurse und –events in München veranstaltet habe und kein Neuling der Branche mehr war.
Der wichtigere Punkt ist aber, dass ich meinen Job wirklich mit Leib und Seele mache und es für mich nichts schöneres gibt, als meine Erfahrungen aus der veganen Küche mit den Kursteilnehmern zu teilen. Da werden keine Geheimnisse zurückgehalten! Es gibt immer das volle Programm!
Einer der 3 Pfeiler deiner Küchenphilosophie lautet „maximal natürliche & biologische Produkte der Saison und Region – vom Feld in den Topf“. Derzeit ist es draußen kalt und trüb und die Felder eher leer. Auf welche Lebensmittel greifst du in den Wintermonaten gerne zurück?
Ich finde, dass jede Saison ihre Schätze mit sich bringt. Im Winter sind es sämtliche Gemüsesorten, die sich gut lagern lassen. Rote Beete, gelbe Beete, rosa Beete, Urkarotten, Pastinaken, Petersilienwurzeln, Kürbisse, Schwarzwurzeln, schwarzer Rettich, uvm. Dann gibt es natürlich auch noch die Wintersalate wie Chicoree, Mizuna, Feldsalat, Winterposteleien, etc. Mit Gemüse kann man wirklich alles Mögliche anstellen: man kann es zu Suppen, Pürees und Soßen verarbeiten, man kann es aber auch braten, grillen, schmoren, dämpfen oder roh genießen! Es gibt tausende von Variationsmöglichkeiten. Es wird nie langweilig!
Du bietest in deiner Kochschule zahlreiche Events an: von Gastro-Coachings bis hin zu Koch- und Backkursen. Hast du, seit das Vegan-Thema nachhaltig mehr Aufmerksamkeit in der Gesellschaft erfährt, Veränderungen bei deinen Kunden bemerkt?
Eigentlich nicht. Die meisten meiner Kunden waren schon immer Menschen, die mehr zum Thema vegane Lebensweise erfahren wollten. Was man jedoch spürt, ist die Menge der Nachfrage. Die verdoppelt sich fast jährlich und kommt sowohl von Privatpersonen als auch von gastronomischen Betrieben.
Was ist deiner Meinung nach der größte öffentlich angenommene Irrtum einer veganen Lebensweise?
Dass es sich dabei um eine Lebensweise handelt, die vom Verzicht bestimmt wird! Deshalb ist es mir auch so wichtig, die Freude am Kochen weiterzugeben und zu vermitteln, was es für eine Bereicherung für jeden sein kann, mit pflanzlichen Zutaten zu kochen.
Bei mir gibt es ausschließlich handwerklich gut gekochte und saisonale Gemüseküche. Das schließt auch kräftige Aromen ein, denn ich liebe deftige Soßen und Röstaromen. In meinen Rezepten spiele ich sehr gerne damit.
Über die Jahre habe ich eine klare Vorstellung von guter veganer Küche entwickelt. Dazu habe ich auch viel in meinem Kochbuch „Die vegane Kochschule“ geschrieben, denn die Basis für gute Küche ist auch, dass man sich mit der Theorie und dem Handwerk beschäftigt.
Vegan bedeutet für mich, dass es beim Essen ausschließlich und alleine um guten Geschmack geht. Das verbindet und macht glücklich.
Auch wenn dir Antwort zu dieser Frage wahrscheinlich schwer fällt, aber was ist dein Lieblingsgericht?
Das ist gar nicht so schwer! Ich habe persönlich 2 Lieblingsgerichte.
Pizza habe ich schon immer geliebt – und tue es nach wie vor. Jetzt natürlich in der veganen Variante. Genauso gerne mag ich frisch geerntetes Gemüse aus meinem Garten, wie z.B. Brokkoli und Spinat. Ich dämpfe das Ganze einfach und esse es mit einem guten Öl und Salz.
Auf welche neuen Projekte dürfen wir uns bei dir in diesem Jahr (und bis zur veggie & frei von 2016) noch freuen?
Einige! Zum einen kommt Ende März mein neues Kochbuch FIT MIX heraus, auf das ich mich schon sehr freue. Thema sind schnelle und unkomplizierte Gerichte, die mit einem Hochleistungsmixer zubereitet werden, darunter Pastasoßen, Aufstriche, Nachspeisen, Smoothies, Drinks, etc.
Außerdem werde ich dieses Jahr einige Dinner-Events veranstalten, bei denen ich mit dem Gemüse aus meinem Garten sehr hochwertige 5-Gang-Menüs zubereite. Interessierte können sich über meine Homepage einbuchen. Ebenso natürlich für meine Kochkurse.
Des Weiteren arbeite ich auch schon wieder an meinem nächsten Buch, das dieses Jahr im Herbst erscheinen wird.
Sebastien Copien wird auf der veggie & frei von am Freitag, dem 18. und Samstag, dem 19. November zu Gast sein und euch seine leckere Gemüseküche in zwei Kochshows demonstrieren.
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