Bei vielen Menschen landen tierische Produkte nicht nur auf dem Teller, sie haben sich in zahlreiche Lebensbereiche des Alltags eingeschlichen. Wir schlafen im Federbett, tragen Kleidung aus Seide, verbringen die Abende auf der Ledercouch oder machen es uns mit einer Wolldecke gemütlich. Tierische Materialien sind so allgegenwärtig, dass wir das Leid dahinter leicht vergessen. Häufig glauben wir irrtümlicherweise sogar, damit etwas besonders Gutes zu tun. Die Realität ist oftmals grausam und schmutzig – Leder ist hierfür das beste Beispiel.

Das Leid der Tiere in der Lederindustrie

Um Leder herzustellen, wird Haut benötigt. Sehr viel Haut. Über eine Milliarde Rinder, Ziegen, Schafe und viele andere Tiere werden jedes Jahr für die Lederindustrie getötet. Rinder verbringen ihr Leben oftmals in dunklen, stinkenden Ställen oder zu Tausenden zusammengepfercht auf sogenannten Mastfarmen. Weltweit werden sie – häufig ohne Betäubung – kastriert, ihnen werden die Hörner ausgebrannt und die Schwänze abgeschnitten. Selbst in Indien, einem Land, in dem Kühe heilig sind, müssen die Tiere für die Herstellung von Leder große Qualen durchleben. Da das Schlachten von Rindern nur in wenigen indischen Bundesstaaten erlaubt, aber äußerst profitabel ist, werden oftmals kranke und verletzte Rinder auf Lastwägen zusammengepfercht und durch das ganze Land gekarrt oder bis zum Zusammenbruch vorangetrieben. In den behelfsmäßigen Schlachthäusern angekommen, binden Arbeiter den wehrlosen Tieren alle vier Beine zusammen und schneiden ihnen ohne jegliche Betäubung ihre Kehle durch. 

Ressourcenverschwendung und Umweltzerstörung 

Die Herstellung von Leder verursacht nicht nur massives Tierleid, sondern ist zugleich einer der umweltfeindlichsten Industriezweige der Welt. Große Teile des Amazonas-Regenwaldes, der artenreichste Tropenwald der Welt, wurden bereits für Futtermittel und den Bau riesiger Rinderfarmen zerstört. Ganze Landstriche werden tagtäglich mit dem Kot vieler Millionen Tiere überdüngt, und die Methanausstöße der Wiederkäuer führen zu einem beschleunigten Anstieg der Erdtemperatur. Die Umweltauswirkungen der weltweiten Rinderzucht sind gravierend – und die Verarbeitung der Häute ist hochgiftig.

Um die Verwesung der toten Tierhaut zu verhindern, werden in den Gerbereien zahlreiche Chemikalien wie Formaldehyd und Chrom eingesetzt, die hochgradig umweltschädlich sind, Allergien auslösen und das Krebsrisiko erhöhen können. Da die Arbeit in Entwicklungsländern wie Indien, Bangladesch oder China billig ist und die Umweltstandards niedrig sind, haben Gerbereien ihre Produktion größtenteils dorthin verlegt. Die Betriebe leiten ihre hochgiftigen Abwässer oftmals ungefiltert in Flüsse, wodurch die Umwelt und das Grundwasser verseucht werden.

Lederproduktion in Bangladesh

Zwangsarbeit, Menschenhandel und Hungerlöhne

Menschen, die in der Umgebung dieser Gerbereien leben, beziehen ihr Trinkwasser aus giftigen Flüssen und leben im Schmutz und Müll der Lederfabriken. Kot, Hautreste und Haare verteilen sich, von einem bestialischen Gestank begleitet, im gesamten Umland. Arbeiter stehen in Billigproduktionsländern knietief und ohne Schutzkleidung in chemischen Gerbbrühen und Farbtöpfen. Kinder- und Zwangsarbeit, Menschenhandel, Hungerlöhne und tödliche Arbeitsunfälle prägen den Alltag in der Lederindustrie. Millionen Menschen leben in toxisch verseuchten Gebieten und leiden an schweren Hautkrankheiten, Allergien, Tumoren, Lungenschäden und anderen Erkrankungen. All das, um ein Stück Leder herzustellen, das am Ende als vermeintliches „Naturprodukt“ in Schuhgeschäften, Modeläden und Einrichtungshäusern auf der ganzen Welt landet.

Leder ist ein Produkt der Vergangenheit

Wie kann ein Material, das so viel Leid verursacht, als natürlich und nachhaltig gelten? Die dahinterstehenden Industriezweige greifen tief in ihr Werbebudget, um ihren Kunden auch weiterhin den Blick zu verschleiern – denn mit Leder werden jedes Jahr etwa 80 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Den blutigen Preis dafür zahlen die Tiere. Dennoch gibt es immer mehr Menschen, die hinter die Fassade der Lederindustrie blicken und sich für tierfreundliche Bekleidung, Autositze und Möbel entscheiden. Auch bei Unternehmen zeigt sich ein zunehmendes Bewusstsein für das Leid und die Umweltzerstörung durch die Lederproduktion: Im Sommer 2017 hat Tesla Sitzbezüge aus Leder bei seinen Modellen X und S komplett ausgelistet und Möbel Höffner hat eine als vegan gekennzeichnete Polstermöbelkollektion auf den Markt gebracht.

So sieht das Leder der Zukunft aus

 Ihr wollt wissen, welche Rolle die Haut von Tieren in der Zukunft spielen wird und ob Lederalternativen überhaupt eine reale Chance auf dem Markt haben? Welche Materialien uns schon heute zur Verfügung stehen? In dem Vortrag „Ohne Haut und Haar: Die Lederalternativen der Zukunft“ wird Johanna Fuoß (PETA e.V.)  auf der „veggie & frei von“ am 25. November um 13.30 Uhr die Welt tierfreundlicher Lederimitate vorstellen. Dabei geht es nicht um das altbekannte Kunstleder, sondern um innovative Materialien auf der Basis von Biochemie, Pflanzen und Pilzen. Diese lederartigen Produkte kommen nicht nur ohne Tiere aus, sie sind menschenfreundlich, nachhaltig und damit zukunftsweisend.

 

Dieser Beitrag ist ein Gastbeitrag der PETA e.V.